geschrieben von Prof. Dr.-Ing. Michael Ortgiese, Fachhochschule Potsdam
Ausgangslage
Mobilität und Wachstum von Städten sind traditionell eng miteinander verknüpft. Insbesondere in den zurückliegenden 200 Jahren veränderten neue Verkehrssysteme die Gestalt unserer Städte sowie deren Verknüpfung mit dem Umland maßgeblich. Dieser Prozess scheint sich aktuell weiter zu beschleunigen. Der Zuzug in die Städte, in denen über 50 % der Weltbevölkerung leben, ist ungebremst. Trotz dieses Wachstums müssen Städte ihrer – teilweise stetig alternden – Bevölkerung einen nachhaltigen Lebensraum bieten. Mit Blick auf neue Technologien verändert zudem die Digitalisierung unsere Lebens- und Arbeitswelten. Vor diesem Hintergrund werden aktuell eine Vielzahl von Entwicklungsszenarien diskutiert, die in den nächsten Jahren unsere Mobilitätssysteme signifikant umgestalten könnten. Diese Veränderungen umfassen sowohl klassische „analoge“ Mobilitätsangebote, als auch zunehmend digitale. Allen Lösungen ist gemein, dass sie um räumlich begrenzte Straßenräume konkurrieren, die aufgrund der bestehenden und zumeist erhaltenswerten städtebaulichen Strukturen nur begrenzte Möglichkeiten der Umgestaltung bieten.
Trends
Mehrere Megatrends kennzeichnen derzeit die Visionen zur Mobilität von Morgen. Allen voran könnte die Elektrifizierung von Fahrzeugen wichtige Beiträge zur Steigerung der Stadtverträglichkeit des Verkehrs leisten und zumindest lokal die Verbrennung fossiler Brennstoffe, und die hiermit einhergehenden Umweltwirkungen, minimieren. Den Vorteilen eines lokal emissionsfreien Fahrens stehen jedoch globale Umwelteffekte sowie die generellen Belastungen durch den motorisierten Individualverkehr (hohes Verkehrsaufkommen und Staus auf städtischen Straßen) gegenüber. In die Umweltbilanzen der Elektrifizierung muss die Herstellung von Batterien mit hohem Leistungsvermögen sowie die Erzeugung des Fahrstromes Berücksichtigung finden. Kleinere Fahrzeuge mit vergleichsweise geringen Batterieleistungen, die in urbane intermondale Mobilitätsketten eingebunden sind und deren Fahrstrom aus regenerativen Energiequellen stammt, leisten einen größeren Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung des Verkehrs, als Hochleistungsfahrzeuge mit großen Reichweiten in Kombination mit einer konventionellen Stromversorgung.